21:45
Hinter der glänzenden Fassade großer Sportereignisse mit Milliarden von Zuschauern verbirgt sich eine tragische Realität: die Missachtung der Rechte Hunderttausender Kinder. Anfang der 80er Jahre äußerten Ärzte zunehmend Bedenken über Entwicklungsstörungen bei Jugendlichen im Leistungssport, doch ihre Warnungen wurden ignoriert. Zuletzt befeuerten Aussagen von Sportikonen wie Michael Phelps oder Thierry Henry die Debatte und bestätigten die Ergebnisse zahlreicher Studien von Kinderärzten, Psychologen und Soziologen. Immer deutlicher wird, dass Kinder im Spitzensport auf vielfältige Weise missbraucht werden: Überlange Trainingszeiten und Doping haben Folgen wie Ermüdungsbrüche, Burnout, Depressionen, Magersucht, Wachstumsstörungen, Ausbleiben der Regelblutung, Entfremdung von der Familie, soziale Isolation oder Schulabbruch. Am eindringlichsten warnen die Athletinnen und Athleten selbst, wie die ehemalige britische Turnerin Claire Heafford, die die in 13 Ländern aktive Vereinigung Gymnasts for Change leitet. Die kanadische Synchronschwimmerin Gabrielle Boisvert reichte zusammen mit vier Teamkolleginnen eine Sammelklage ein, die Tausende von Sportlerinnen und Sportlern aus über 20 Sportarten ermutigte, ebenfalls ihre Stimme zu erheben. Internationale Konventionen regeln die Arbeitsbedingungen von Minderjährigen, aber es gibt keine spezifischen Regelungen für Kinder im Leistungssport. Einige fordern nun die Anwendung der UN-Kinderrechtskonvention auf den Spitzensport, andere arbeiten an einem Sonderstatus für minderjährige Athletinnen und Athleten. Der Dokumentarfilm deckt weltweit Missstände ungeahnten Ausmaßes auf. Während das Internationale Olympische Komitee betont, die Sommerspiele in Paris 2024 stünden im Zeichen der Menschenrechte, melden sich immer mehr Athletinnen und Athleten zu Wort, die unter den extremen Bedingungen in ihrer Kindheit leiden mussten.
23:20
Der Hobbyfilmer Sejfo dreht in der bosnisch-muslimischen Enklave Srebrenica zwischen 1993 und 1995 einen Film über den Alltag im Krieg, die Ängste und Hoffnungen der Menschen dort. Es ist eine Liebesbotschaft an seine kleine Tochter Alisa. 30 Jahre später kehrt sie dahin zurück, wo das Tape entstanden ist und über 8.000 Männer auf Befehl Mladics umgebracht wurden, darunter auch ihr Vater. 1992 bricht der Bosnienkrieg aus. Menschen, die bis dahin friedlich miteinander gelebt haben, werden von heute auf morgen zu Feinden. Alisa, damals neun Jahre alt, lebt im bosnisch-muslimischen Srebrenica. Ihre Eltern - der Vater ist Bosnier, die Mutter Serbin - bringen sie in Sicherheit zu der serbischen Großmutter und kehren nach Srebrenica zurück, das von bosnisch-serbischen Truppen abgeriegelt wird. Bis Kriegsende von seiner Tochter durch eine unpassierbare Grenze getrennt, wird Alisas Vater Sejfo in dieser Zeit einen vierstündigen Film drehen, um ihr über den Kriegsalltag, die Ängste und Hoffnungen der Menschen dort zu erzählen. 1995 entstehen die letzten Aufnahmen dieser Liebesbotschaft an seine Tochter, kurz bevor über 8.000 muslimische Männer in wenigen Tagen von Mladics Truppen getötet werden. Sejfo ist einer von ihnen. Fast dreißig Jahre nach dem Genozid von Srebrenica kehrt Alisa zurück nach Bosnien: Sie macht Verwandte und Freunde ihres Vaters ausfindig, die auf dem Tape zu sehen sind und den Genozid überlebt haben. Das Srebrenica Tape ist die persönliche Spurensuche einer Frau, deren Leben durch dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit im modernen Europa nach dem Ende des Kalten Krieges für immer verändert wurde.
22:35
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Legenden und Gerüchte ranken sich um die Familia Borgia, eine der einflussreichsten Familien der Renaissance. So wird Lucrezia Borgia als zügellose Sünderin und Komplizin ihres Vaters beschrieben, die einen vergifteten Ring am Finger trug, um sich ihrer Feinde zu entledigen. Dass sie die illegitime Tochter des späteren Papstes Alexander VI. ist, hilft dabei kaum. Lucrezia (1480-1519) war eines von vier Kindern, das dieser noch als Kardinal mit seiner Geliebten Vanozza de Cattanei zeugte. Dies war in jener Zeit nicht unüblich, bloss war Papst Alexander VI. der erste Kleriker, der öffentlich zu seiner illegitimen Familie stand. Der Dokumentarfilm geht der Frage nach, wie stark das Bild, das von einer Person gezeichnet wird, von politischen und persönlichen Interessen geprägt sein kann, und er erinnert daran, dass die Wahrheit oft viel komplexer und facettenreicher ist als die Legenden, die sich um historische Figuren ranken. Ein Film von Cuini Amelio Ortiz