20:15
Dauernd müde und erschöpft? Wenn uns der Spagat zwischen viel Arbeit, Familie und Freizeit stresst und die permanent schlechten Nachrichten zusätzlich belasten, kann das auf Dauer auslaugen. Wie schaffen wir es aus dem Energietief raus? Was hilft wirklich?
21:00
Kirsten H. - Diabetes Typ 2 Lars G. - Fibromyalgie Olaf H. - Schlafapnoe Essen als Medizin: Die Ernährungs-Docs helfen Menschen, die an ihren massiven Gesundheitsproblemen fast verzweifeln. Die erfahrenen Medizinerinnen und Mediziner wollen mit gezielten Ernährungsstrategien Symptome deutlich verbessern und Krankheiten sogar heilen. Kirsten H. bezeichnet sich selbst als zuckersüchtig, sie kann ihr Verlangen nach Süßem nicht in den Griff kriegen. Die Folge: Sie leidet an Diabetes Typ 2 und massivem Übergewicht. Internistin Silja Schäfer stellt kurz und knapp fest: Mehr als die Hälfte Ihres Körpers besteht aus Fett. Der Stoffwechsel der Kosmetikerin ist außer Kontrolle, sie hat zu viel Zucker im Blut, ihre Bauchspeicheldrüse kann nicht mehr gegensteuern. Kirsten H. ist schockiert und möchte ihre gesundheitlichen Probleme unbedingt angehen. Die Ernährungsmedizinerin rät zu einem kompletten Reset - Stoffwechsel auf Neustart! Nach einer Phase mit kalorienreduzierten Proteinshakes und kleinen Gemüse-Mahlzeiten soll die Schleswig-Holsteinerin in eine dauerhaft gesündere Ernährungsweise finden und ihre jahrelang angefutterten Kilos zum Schmelzen bringen - auch mit psychologischer Unterstützung. Manchmal geht es gar nicht mehr, dann lege ich mich aufs Sofa und heule ne Runde, so schildert Lars G. seinen Leidensdruck. Er hat seit über 15 Jahren Fibromyalgie, eine unheilbare chronische Schmerzkrankheit, die Männer weit seltener betrifft als Frauen. Wegen seiner starken Symptome musste der 54-jährige Chemiewerker bereits seinen Arbeitsplatz wechseln. Ernährungsmediziner Jörn Klasen erkennt den extrem hohen Leidensdruck und nimmt sich der Sache an. Mit den Worten wir möchten gern die Tür in Ihr Inneres aufstoßen, damit Schlechtes heraus- und Gutes hineinkommen kann, macht er dem Niedersachsen Mut. Lars G. soll ab sofort jeden Monat drei Tage lang fasten, ansonsten antientzündlich essen, um seinen Körper zu entrümpeln. Und: Jörn Klasen will den überzeugten Fisch-Hasser dazu bringen, die Meerestiere künftig in seinen Speiseplan mit aufzunehmen, und wendet einen Trick an. Seine Nächte sind nicht nur unruhig, sondern auch extrem gefährlich für seine Gesundheit. Olafs Atmung setzt im Schlaf vielfach aus, er leidet unter Schlaf-Apnoe, und das bringt sein Herz in Gefahr. Sie haben 142 Atemaussetzer in einer Sechs-Stunden-Nacht. Das ist absolute Sauerstoffnot und erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt enorm, erklärt ihm Ernährungs-Doc Matthias Riedl. Das Problem: Mit der Therapie gegen die Schlaf-Apnoe kommt Olaf H. überhaupt nicht klar. Er muss nachts eine künstliche Atemhilfe tragen, doch das Gerät versetzt ihn häufig in Panik. Ursache der Schlaf-Apnoe ist sein Übergewicht, besonders das Fett in der Zunge. Denn im Liegen zieht das Fett die Zunge in den Rachen und verstopft so die Atemwege. Deshalb soll der kaufmännische Angestellte abspecken, weniger dick machende Kohlenhydrate und vor allem weniger häufig essen. Das, was Sie machen, ist quasi Intervallmästen, also Intervallfasten falsch herum, stellt Doc Riedl fest. Künftig soll Olaf H. nur noch zweimal am Tag essen, aufs Frühstück verzichten und ansonsten auf Ballaststoffe und Proteine aus Vollkorn, Gemüse, Hülsenfrüchten, Milchprodukten und hochwertigen Fetten umsteigen. Eine Logopädin zeigt ihm außerdem spezielle Übungen zur Stärkung der Zungenmuskulatur.
20:15
Demografischer Wandel, KI und Fachkräftemangel läuten eine neue Ära in der Arbeitswelt ein. Werden wir künftig an weniger Tagen pro Woche, dafür möglicherweise bis ins hohe Alter, arbeiten? Das Arbeitszeitmodell der Viertagewoche verspricht eine bessere Work-Life-Balance. Dass Unternehmen überhaupt bereit sind, auf die Wünsche ihrer Angestellten einzugehen, liegt am Fachkräftemangel in Deutschland, der in manchen Branchen dramatische Ausmaße annimmt. Eine Viertagewoche ohne Lohnausgleich ist für viele Angestellte möglich, das nennt sich einfach Teilzeit. Damit sind Einschnitte in Bezug auf das Gehalt und später die Rentenhöhe verbunden. Können wir uns das überhaupt leisten? Oder folgt daraus automatisch, dass wir deutlich länger im Leben arbeiten werden als bislang? Und wenn ja - wäre das so schlimm? Meist ist jedoch das Modell 100-80-100 gemeint, wenn von der Viertagewoche gesprochen wird: 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit - und nur dann gibt es auch 100 Prozent Gehalt. Führt dieses Modell jedoch zu einer Verdichtung der Arbeit, könnte die Gesundheit der Mitarbeitenden leiden. Viele klagen schon jetzt über zu viel Stress am Arbeitsplatz. Deshalb prüfen Unternehmen, wie sie ihre Strukturen verschlanken, Prozesse vereinfachen und die Arbeitszeit flexibler gestalten können. Wie passen Fachkräftemangel und Arbeitszeitreduktion zusammen? Können es sich Unternehmen überhaupt leisten, gut ausgebildete Fachkräfte nur an vier Tagen in der Woche einzusetzen? Gerade startet eine erste Studie in Deutschland zur Viertagewoche. WissenHoch2 - ein Thema, zwei Formate: Um 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante wissenschaftliche Fragen; um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel das Thema mit seinen Gästen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen.
21:00
Keine Woche ohne Streiks: Arbeiter fordern bessere Bezahlung bei weniger Arbeitszeit. Es herrscht Fachkräftemangel, und Unternehmen buhlen um Arbeitskräfte. Die Arbeitswelt steht Kopf. Dabei liegen die Vorstellungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern Welten auseinander: Vier-Tage-Woche oder Mehrarbeit? Früher in Rente oder schuften bis 70? Wie sieht eine Arbeitswelt aus, die allen Generationen und Anforderungen gerecht wird? Neue Technologien wie die künstliche Intelligenz, Globalisierung und Demografie verändern die Arbeitsprozesse. Arbeit wird flexibler, internationaler, anspruchsvoller. New Work bietet Chancen, aber auch Risiken. KI bedroht viele Jobs, schafft aber auch neue. Wie gestalten die Gewerkschaften, starke Player im Arbeitskampf, die Arbeitsbedingungen von morgen? Welche tragfähigen Konzepte gibt es? Wie begegnen wir dem Fachkräftemangel, der in immer mehr Bereichen dramatische Auswirkungen zeigt? Welche zukunftsfähigen Alternativen gibt es zu den alten Arbeitsmodellen? Über diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen: Christiane Benner ist ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin, Soziologin und Gewerkschaftsfunktionärin. Sie wurde 2023 zur Ersten Vorsitzenden der IG Metall gewählt, der weltweit größten Einzelgewerkschaft. Benner verantwortet unter anderem die Bereiche Grundsatzfragen und Betriebspolitik mit Arbeitsschwerpunkt sozial-ökologischer industrieller Wandel. Marcel Fratzscher ist Ökonom, Politikberater und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit Februar 2013 ist er Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Er setzt sich für effizientere Staatsstrukturen, gerechtere Besteuerung und Chancengleichheit in Deutschland ein. Simon Schaupp arbeitet als Wissenschaftler an der Universität Basel. Der Soziologe hat sich intensiv mit Themen wie Digitalisierung und der ökologischen Krise auseinandergesetzt. Zudem forscht er zur Transformation der Arbeitswelt. Jüngst erschien sein Buch: Stoffwechselpolitik: Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten.
20:15
An einem Frühsommer Wochenende 1988 - etwas mehr als ein Jahr vor dem überraschenden Zusammenbruch der DDR - reiste der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl für drei Tage zu einem Besuch nach Gotha, Erfurt, Weimar und Dresden. Der nahezu unbekannte Kurztrip war Teil eines ungewöhnlichen Deals, der beim einzigen Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker 1987 in Bonn vereinbart worden war. Als Honecker spontan zusagte, knüpfte Kohl sein Kommen jedoch an drei Bedingungen: Die Presse dürfe nichts erfahren. Zudem sollten ihm Begegnungen mit DDR-Offiziellen erspart bleiben. Vor allem aber wünschte er sich, nicht von der Staatsicherheit belagert zu werden. An einem Mai Wochenende 1988 reiste der Kanzler in die DDR ein. Beim Grenzübertritt waren die DDR-Grenzer zwar vorbereitet, doch mehr wusste die DDR-Administration nicht: Selbst die DDR-Staatssicherheit hatte kaum Informationen darüber, was Kohl in den drei Tagen unternehmen wollte. Um offiziell Kohls Sicherheit zu gewährleisten, hatte man ihm Honeckers eigene Leibwächter zur Seite gestellt. Kohls damaliger Berater, Wolfgang Bergsdorf, erinnert sich, wie Kohl durch die DDR-Fußgängerzonen flanierte. Dort löste dessen Anwesenheit Momente aus wie bei einer TV-Show mit versteckter Kamera. Kohl verteilte Autogramme und nahm zudem zahlreiche Ausreisewünsche entgegen. Da die Einsatzkräfte - mehr als 1000 MfS-Mitarbeiter - Befehl hatten, alles zu unterlassen, was die Stimmung Kohls und damit das innerdeutsche Verhältnis trüben konnte, konnten sie nur zusehen. Während vor der Weimarer Goethe-Gruft Geheimdienstler als Touristen getarnt mit Blumensträußchen vergeblich auf das Eintreffen des Kanzlers warteten, ließ sich Kohl mit DDR-Bürgern in der Fußgängerzone fotografieren. Die in der Doku gezeigten Stasi-Protokolle hinterlassen ein Bild der potemkinschen Wirklichkeit der DDR-Herrschaft nur etwas mehr als ein Jahr vor ihrem Untergang. Kohl müsse sich den Menschen geradezu aufdrängen, um mit ihnen überhaupt ins Gespräch zu kommen, wurde berichtet. Dass Honecker dies tatsächlich glaubte, enthüllt ein Dokument: Da die Menschen von Kohl kaum Notiz genommen hätten, sei die Reise für den Kanzler eine große Enttäuschung gewesen, frohlockte Honecker. Die Dokumentation Geheimdiplomat Bundeskanzler blättert die zeitgeschichtlich nahezu unbekannte Reise Helmut Kohls mit all ihren absurden Momenten auf und zeigt den Zustand der DDR kurz vor ihrer Selbstauflösung. Kohls Mitreisende Friedhelm Ost sowie der kürzlich verstorbene Wolfgang Bergsdorf und auch sein langjähriger Fahrer Eckehard Seeber berichten, wie der Bundeskanzler im Stil eines Geheimdiplomaten die Chance nutzte, die sich ihm während seiner DDR-Reise 1988 bot und er mit großer Freude die Stasi narrte.
21:00
Am 7. Mai 1974 trat Bundeskanzler Willy Brandt zurück. Die Enttarnung des DDR-Spions Günter Guillaume zwei Wochen zuvor, gilt als Grund. Dessen Sohn Pierre Boom hatte keine Ahnung vom Doppelleben seiner Eltern, keine Verbindung zur DDR und war als Jugendlicher Fan von Willy Brandt. 2024 erhielt er erstmalig Einblick in über 600 Dokumente der Spionageabwehr der Bundesrepublik. Daraus entstand eine Spurensuche in Norwegen, an der Côte dAzur und im Berliner Umland.
20:15
21:00
Sri Lanka steht für bunte Vielfalt in jeder Hinsicht. Wer hier nach Spiritualität oder Ayurveda sucht, wird ebenso fündig wie Abenteurer und Naturliebhaber. Auf der tropfenförmigen Tropeninsel im Indischen Ozean muss niemand weit fahren, um exotische Welten zu entdecken. mareTV taucht ein in den Alltag der Insulanerinnen und Insulaner. Anura Alwis Wijewickrema, der sich offiziell Fischer nennt, ist einer der am häufigsten fotografierten Menschen von Sri Lanka. Denn seine Art zu fischen ist ikonisch für die Insel geworden: Er klettert auf Stelzen, die im Meeresboden stecken. Auf denen hockt er dann ausdauernd, obwohl kaum was anbeißt. Anura ist nicht auf der Jagd nach Fischen, sondern nach Touristen. Und seine Kundschaft will keine Meeresfrüchte, sondern Fotos oder Videos. Längst ist für die Stelzenfischer das Posieren viel lukrativer als wirklich etwas zu fangen wie einst ihre Vorfahren. Am Polhena-Strand betreibt Anulawathie ein kleines Schwimmreifen-Business: Sie bietet Pkw-Schläuche für Erwachsene an und Tuk-Tuk-Schläuche für Kinder. Alle bunt bemalt, meist schon häufig geflickt, praktisch, dass ihrer Schwester der lokale Reifenflickerbetrieb gehört. Hinter den Schwimmreifen steckt ein ernster Hintergrund: Es gibt sie seit dem verheerenden Tsunami 2004, der auch Sri Lanka schwer getroffen hat. Auch Anulawathies Schwiegersohn ist damals ertrunken, viele Einheimische können bis heute nicht schwimmen. Herman Gunaratne hat sich schon vor 50 Jahren um seine Teepflanzen gekümmert, als Sri Lanka offiziell noch Ceylon hieß. Auf seiner Plantage am Meer wachsen verschiedene Sorten. Den exklusiven Weißen Tee dürfen nur vier auswählte Sammlerinnen ernten. Jedes Teeblatt wird einzeln mit Handschuhen und goldenen Scheren vom Busch geschnitten. Deutlich hemdsärmeliger geht es in den vollen Zügen der Queen of the Sea-Line zu. Zehntausende Pendler*innen sind auf der Bahnstrecke am Meer unterwegs. Unter ihnen auch der Eisenbahn-Musiker Saman Fernando mit seinem E-Piano, der seit Jahren vom großen Durchbruch träumt und am Ende eines Tages die wenigen Rupien zusammenzählt, die die Zuggäste in seinen Korb geworfen haben. So mühsam der Alltag auf der Tropeninsel manchmal auch sein mag, die religiösen Feste auf Sri Lanka, die Peraheras, sind groß und farbenfroh. Eines der bekanntesten ist das Navam Maha Perahera, das jährlich am Vollmondtag des singhalesischen Monats Navam, der dem Februar entspricht, stattfindet. Vom Gangaramaya-Tempel in der Hauptstadt Colombo startet dann eine beeindruckende Prozession, bei der sogar Elefanten mitmarschieren. Für Saman Lokumallage und seine jungen Tanzschüler ist es eine besondere Gelegenheit, ihre Teufelstänze aufzuführen. Größte Schwierigkeit: während der komplizierten Bewegungsabläufe auch noch elegant den Hinterlassenschaften der Dickhäuter ausweichen.