Dokumentation, Deutschland 2021
Kamera: Felix KorfmannTrue
Island im Winter bietet ein atemberaubendes Naturschauspiel: Riesige Eisberge schwimmen im Gletschersee Jökulsárlón, die Wildnis im Norden erscheint noch rauer, und die Hauptstadt Reykjavík wird immer und immer wieder von kleinen Erdbeben erschüttert. Die Menschen fiebern einem Jahrhundertereignis entgegen. Und dann bricht der Vulkan auf der Halbinsel Reykjanes tatsächlich aus: der Fagradalsfjall, mehr als 400 Meter hohe Lava-Geysire. In dieser Reisedokumentation werden feuerspeiende Krater, ewige Gletscher, tosende Wasserfälle und mystische Nordlichter gezeigt. Dabei lernt man die liebenswerten und originellen Einwohnerinnen und Einwohner dieses kleinen Fleckchens Erde kennen. Sie trotzen besonders im Winter den Naturgewalten. Die Autoren Babette Hnup und Maik Gizinski umrunden die Insel mit dem Bus auf der berühmten Ringstraße und erkunden dabei ein Land der Gegensätze. Hier finden sich jede Menge Orte, die einen staunen und träumen lassen. Denn vor allem in der kalten Jahreszeit ist Island ein wahrer Abenteuerspielplatz. In Reykjavík, dem Tor zu Island, startet die Fahrt mit dem Ringbus und führt zunächst Richtung Nordwesten in eine Region, die zu den abgeschiedensten der Insel zählt. Jedes Ziel ist hier weit entfernt. Die Einsamkeit hält nicht nur die Touristen, sondern auch manch Einheimische fern. Ganz in der Nähe des malerischen Gilsfjörður-Fjords steht ein Bauernhof, der seit Jahrzehnten den Gezeiten trotzt. Bewirtschaftet wird er in dritter Generation von Guðlaug Guðmunda Ingibjörg Bergsveinsdóttir. Die 30-Jährige lebt mit ihrem Vater am Ende der Welt oder am Anfang der isländischen Westfjorde. Sie kämpft wacker gegen eine Entwicklung, die längst auch Island erfasst hat: kleine Farmen und Höfe sterben aus. Die Menschen zieht es vom Land in die Städte. Das kommt für Gulla nicht infrage. Sie lebt auf dem Bauernhof und betreut rund 500 Schafe. Ihre Großeltern haben die Farm in den 1930er-Jahren aufgebaut. Weiter geht es auf der Ringstraße 1 in den Norden der Insel, einer Region voller Naturwunder dicht unter dem nördlichen Polarkreis. Der Norden vereint alles, was eine Islandreise so faszinierend macht: Islands tiefste Schlucht, faszinierende Seen und beeindruckende Berglandschaften. Und hier liegen die mächtigsten und einige der schönsten Wasserfälle Islands. Bei Island denkt man wahrscheinlich nicht als Erstes an die Unterwasserwelt. Doch gibt es im Norden einen Ort, der für Taucher einmalig ist auf der Welt. Denn dort erheben sich Schlote vulkanischen Ursprungs vom Meeresboden in die Höhe, aus denen geothermal aufgeheiztes Wasser ausströmt. Sie entstanden vor gut 10.000 Jahren während der letzten großen Eiszeit. Entdeckt hat sie Erlendur Bogason, selbst eine Tauchlegende. Seitdem forscht der mittlerweile 60-Jährige zu den Meereswesen vor seiner Haustür. Beim Tauchgang immer dabei: seine Thermoskanne, die er mit heißem Wasser aus den Kaminen befüllt, um sich im Boot seine heiße Schokolade zuzubereiten. Der Bus fährt weiter Richtung Osten. Spätestens jetzt ist man angekommen im sagenumwobenen Island. In Europa gibt es kein zweites Land, in dem der Glauben an Elfen, Trolle und andere unheimliche Fabelwesen so ausgeprägt ist. Die Isländer sind stolz auf die Natur, auf die Vulkane, Geysire, Wasserfälle und vor allem auf die Gletscher, die überall auf der Insel Spuren hinterlassen haben. Das Problem ist nur: Island taut auf. Auch und erst recht der Vatnajökull, der größte Gletscher Europas. In der Gletscherlagune Jökulsárlón schmelzen die Eisberge dahin. Im Inneren eines instmals gewaltigen Gletschers kann man hier dabei zusehen, wie der Klimawandel das ewige Eis bedroht und ein ganzes Land verändert. Der Glaziologe Snævarr Guðmundsson fischt mit seinen Händen eine kleine Eisscholle aus dem glasklaren Wasser des Jökulsárlón. Möwen kreischen, während er den kleinen Brocken im gleißenden Sonnenlicht begutachtet: mindestens 3000 Jahre alt!