(Chéri)
Tragikomödie, England, Deutschland, Frankreich, USA 2009
Regie: Stephen Frears
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Darius KhondjiTrue
Produziert: Großbritannien/Frankreich/Deutschland, 2009 Degeto Bildformat 16:9 Kontakt: Walter Greifenstein Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts: Die Kurtisane Léa de Lonval hat es zu beachtlichem Wohlstand gebracht und will sich nun zur Ruhe setzen. Doch dann bittet eine frühere Nebenbuhlerin Léa um Unterstützung bei der Erziehung ihres lasterhaften Sohnes. Weder Léa, die ihre Männer bislang alle im Griff hatte, noch der verwöhnte Chéri ahnen, dass sie sich unsterblich ineinander verlieben werden. Paris, 1906: Als Mätresse von Kronprinzen, Erzherzögen und Bankiers hat Léa de Lonval es zu Reichtum gebracht. Noch immer erfreut sich die Belle-Époque-Kurtisane fast makelloser Schönheit. Obwohl sie mit dem Gedanken spielt, sich zur Ruhe zu setzen, nimmt Léa die Einladung ihrer einstigen Konkurrentin Madame Peloux an, sich um deren 19-jährigen Sohn Fred zu kümmern. Der ohne Vater aufgewachsene Dandy, von seinen Verehrerinnen verzückt Chéri genannt, lebt ohne inneren Antrieb in den Tag hinein. Auf Madame Peloux Wunsch hin nimmt Léa den verhätschelten Spross unter ihre Fittiche, um aus ihm einen Mann zu machen. Ihre bisherigen Liebhaber hielt Léa immer auf Distanz, doch der Jüngling, der sich für nichts als sein Vergnügen interessiert, verzaubert sie im Nu. Beide verbringen sechs Jahre miteinander als wäre es ein einziger Tag. Die Beziehung endet jedoch mit Madame Peloux Wunsch nach Enkelkindern. Quasi über Nacht verheiratet sie ihren Sohn mit der blutjungen Edmée. Für Léa und Chéri beginnt eine Zeit des Leidens. Der britische Regisseur Stephen Frears inszenierte diese scharfzüngige Gesellschaftskomödie nach Motiven zweier Romane der französischen Schriftstellerin Colette. Nach seinem Welterfolg Gefährliche Liebschaften von 1988 gelang dem einstigen Mitbegründer des New British Cinema erneut ein meisterlicher Kostümfilm, diesmal in der Belle Époque angesiedelt. Als wortgewandte Edelkurtisane liefert sich Michelle Pfeiffer fulminante Rededuelle mit ihrer Gegenspielerin, verkörpert von der Oscar-Preisträgerin Kathy Bates. Rupert Friend gibt den orientierungslosen Dandy als faszinierende Mischung aus kindlicher Unschuld und verschlagenem Zynismus. Kameramann Darius Khondji, bekannt für seine Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Jeunet und David Fincher, findet für das prächtig ausgestattete Melodram Bilder von erlesener Schönheit. Michelle Pfeiffer ist so großartig und schön und würdevoll, dass sie jeden hollywoodianischen Jugendwahn-Befürworter mühelos zum Schweigen bringen müsste - reifere Damen geben die besseren Geschichten ab und oft auch die besseren Bilder. Und Frears schwelgt in Kostümen und Kleidern, dass einem die Augen übergehen. (Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 27.08.2009)