(Wallander)
Staffel 2: Episode 3
Krimi, Deutschland, England, Schweden, USA 2010
Regie: Aisling Walsh
Autor: Richard Cottan
Musik: Vince Pope
Kamera: Lukas StrebelTrue

Wallander (Kenneth Branagh) hat schon viel erlebt, doch diesmal ist selbst er geschockt: Holger Eriksson (Howard Swinson), ein pensionierter Autohändler und Verfasser braver Naturlyrik, wurde in einer Pfahlgrube von angespitzten Bambusstäben durchbohrt. Die Ermittlungen werden überschattet durch den Tod von Povel Wallander (David Warner), dem Vater des Kommissars, zu dem dieser ein gebrochenes Verhältnis hatte. Wallander stürzt sich in Arbeit, doch auch der vermeintliche Routinefall des vermissten Blumenhändlers Gosta Runfeldt (Stefan Karlsson) erweist sich als ziemlich kompliziert. Runfeldt wird, an einen Baum gefesselt, ermordet aufgefunden. Das Opfer ist stark abgemagert, seine Fingernägel verdreckt und seine Unterwäsche stark verschmutzt. Der Mörder hat Runfeldt offenbar gefangen gehalten und gefoltert. Eriksson und Runfeldt wurden mit einer merkwürdigen Akribie umgebracht. Auch der dritte Mord, verübt an dem erfolgreichen Geschäftsmann Eugen Blomberg, passt in dieses seltsame Muster: Blomberg wurde in einen mit Steinen beschwerten Plastiksack gesteckt und in einen See gestoßen. Beim Ertrinken musste er seinem Mörder in die Augen sehen. Auf der Suche nach einem Motiv durchleuchtet Wallander das Privatleben der Opfer und stößt auf einen weiteren Zusammenhang. Die drei Männer haben ihre Ehepartner jeweils vergewaltigt, zu Abtreibungen gezwungen und sogar in den Tod getrieben. Handelt es sich etwa um Rachemorde? Die Spur führt zu einer anonymen Hilfsorganisation für misshandelte Frauen.
Henning Mankells Kriminalromane, allein in seinem Heimatland über 3,5 Millionen Mal verkauft, wurden bislang in über 30 Sprachen übersetzt, sogar ins Japanische. Die Berühmtheit des Skandinaviers basiert auf der Figur des charismatischen Ermittlers Kurt Wallander. Entsprechend erfolgreich war die 13-teilige Verfilmung der Wallander-Krimis mit Krister Henriksson in der Titelrolle, die seit 2006 im Ersten ausgestrahlt wurden. Nun hat der für seine Shakespeare-Darstellungen berühmte Kenneth Branagh sich an eine Neuinterpretation der Kultfigur gewagt. Das ist ein Gipfeltreffen der besonderen Art, denn der Gegensatz zwischen dem Energiebündel Branagh und dem notorisch übermüdeten Wallander, der sich mit viel Kaffee über den Tag rettet, könnte kaum größer sein. Als Meister der minimalen Gesten spielt der in Belfast geborene Wahlengländer den schwedischen Kommissar mit britischer Zurückhaltung. Dank einer präzise getimten Spannungsdramaturgie sind die neuen Wallander-Adaptionen ein Highlight für Krimifans.
(ARD)