Politikmagazin, Deutschland 2025True
* Zeitenwende 2.0: Was auf einen Bundeskanzler Merz zukommt Spätestens seit dem Eklat zwischen Trump und Selenskyj im Weißen Haus ist in weiten Teilen der deutschen Politik angekommen: Die USA sind kein verlässlicher Verbündeter mehr, nicht für die Ukraine, nicht für Deutschland, nicht für Europa. Beim künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz sorgte das für eiliges Umdenken: Noch im November hatte er erklärt, er sei ganz sicher, dass man mit dieser Regierung in Amerika klarkommen kann - nun will er noch mit dem alten Bundestag die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben aushebeln, um Deutschland militärisch unabhängiger von den USA zu machen. Deutschland soll jetzt nicht nur die Ukraine weiter stützen, sondern selbst kriegstüchtig werden, um auf einen Angriff Russlands vorbereitet zu sein. Deutschland und Europa stehen vor einer Zeitenwende, die jene von Olaf Scholz bei weitem übertrifft. Doch die Zeitenwende 2.0 könnte im Inland noch an den Grünen scheitern - und in Europa an einer über Jahrzehnte teils zu blauäugigen Verteidigungspolitik. Wird ein Bundeskanzler Merz unter den von Macron angebotenen atomaren Schutzschirm kriechen? Und wie könnte eine neue europäische Sicherheitspolitik gelingen? * Ostfriesland und die Wahl: Ein Denkzettel für die SPD Der tiefste Nordwesten Deutschlands war bis zum 23. Februar tiefrot: In Ostfriesland hatte die SPD mit bis zu 62 Prozent meist ihre besten Wahlergebnisse erzielt. Doch bei der jüngsten Bundestagswahl rutschte sie auf 29 Prozent ab, mancherorts wurden die Sozialdemokraten sogar von der AfD überholt. Was in vielen Regionen im Osten der Republik zur Normalität gehört, ist für so manchen Ostfriesen eine Überraschung. Doch warum konnte die AfD selbst in der SPD-Bastion so stark werden? Kontraste-Reporter haben Menschen vor Ort gesprochen, etwa mit Bauern, VW-Mitarbeitern oder einem parteilosen Bürgermeister, sie waren in Großheide, Emden-Transvaal, Leer und an der Nordsee unterwegs. Aber sie konnten kaum jemanden finden, der die AfD aus voller Überzeugung gewählt hat. Es wirkt ganz so, als wollten die Ostfriesen ihrer SPD nur einen Denkzettel verpassen. Dass aus diesem Denkzettel eine feste Größe wird, befürchtet der 100-jährige Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg. Auch er ist Ostfriese und macht sich große Sorgen um seine Heimat. Kürzlich hatte er aus Protest gegen Merz Abstimmung mit der AfD sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben. * Der Fall Norhan A.: Musste sie erst sterben, bis sie schutzbedürftig genug war? Die 36-jährige Norhan A. wurde in Berlin von ihrem Ex-Mann Yasser B. erstochen - eine öffentliche Hinrichtung nannte der Richter den Mord. Jahrelang hatte Yasser B. ihr zuvor nachgestellt und gedroht sie zu töten. Jahrelang hatte Norhan A. versucht, sich und ihre vier Kinder in Sicherheit zu bringen. Sie zeigte ihn immer wieder an, erwirkte ein Annäherungsverbot und zog am Ende in eine sogenannte Schutzwohnung. Ihre Angehörigen machen den Berliner Behörden nun schwere Vorwürfe: Wie konnte Yasser B. die Adresse der Schutzwohnung rausfinden? Warum bekam Norhan A. nicht den Schutz, um den sie so dringend gebeten hatte? Wie also konnte es zu diesem Mord kommen? Recherchen von Kontraste und Zeit Online zeigen nun: Bei ihrem Fall lief offenbar einiges schief. Vor allem die Ablehnung eines Antrags zur Aufnahme in ein besonderes Programm für hochgefährdete Frauen wirft Fragen auf: In diesem Programm des Berliner Senats ist die Zahl der unterstützten Frauen innerhalb eines Jahres drastisch gesungen - von 71 auf 44 Personen. Auch andere Betroffene beklagen Kontraste und Zeit Online gegenüber, mangelnden Schutz durch die Behörden.