Ludwig Kendzia
Reportagereihe, Deutschland 2024True
Erfurt/Leipzig. Die kalabrische Mafiaorganisation Ndrangheta ist eine der mächtigsten Verbrecherorganisationen der Welt. Sie kontrolliert weite Teile des Kokainhandels, besonders in Europa. Deutschland spielt für diese italienische Mafia-Gruppe dabei eine wichtige Rolle. Rund 1.000 mutmaßliche Mitglieder leben hier. Viele von ihnen haben eines gemeinsam: sie stammen aus dem kalabrischen Dorf San Luca. Das Dorf am Fuße des Aspromonte Gebirges ist einer der wichtigsten Orte für die Ndrangheta. San Luca ist für uns Ndrangheta-Mitglieder wie ein Symbol, wir nennen sie die Mamma, die Mutter, die alle Söhne gesammelt hat, sagt der Mafia-Kronzeuge Angelo Salvatore Cortese, der aus der Organisation ausgestiegen ist und mit den Behörden zusammenarbeitet. Aber warum ist dieses Dorf für die mächtigste italienische Mafia so wichtig? Wie kann ein solcher Ort weltweit so stark die Geschicke der Organisation mitbestimmen? Und ist San Luca wirklich nur Mafia? Diesen Fragen geht der Film San Luca - Das Dorf und die Mafia nach. Über Wochen war ein Rechercheteam des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und der Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) in dem Ort und der Region Kalabrien unterwegs. Dabei sind die Reporterinnen und Reporter auf Menschen gestoßen, die ein sehr inniges aber auch ambivalentes Verhältnis zu ihrem Dorf haben. Es gibt hier viele gute Menschen, die zu Unrecht als Kriminelle gelten. Aus diesem Grund ist es manchmal schwierig, aus San Luca zu kommen, sagt der örtliche Kommandant der Carabinieri, Michele Fiorentino. Für ihn und seine Männer wird der Alltag vor allem vom Überwachen der örtlichen mächtigen Mafia-Familien bestimmt. Im Laufe der Recherche gewinnt das deutsche Reporterteam einen einzigartigen und bisher unbekannten Blick in das Leben im Dorf. Die Journalisten kommen mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch.