Das Fremde ist überall
Kulturmagazin, Österreich 2024
Moderation: Clarissa Stadler
Martin Luther Kings Traum - 60 Jahre Verbot der Rassentrennung
Das Fremde ist überall - 60. Biennale di Venezia
Eine Naturgewalt aus Ebensee - Bipolar Feminin
Das Fremde ist überall
Das Fremde ist überall - 60. Biennale di Venezia Ende April öffnet zum 60. Mal die Biennale von Venedig ihre Pforten. Fremde überall nennt der brasilianische Chefkurator Adriano Pedrosa seine Ausgabe der ältesten internationalen Kunstausstellung und stellt erstmals den globalen Süden in den Mittelpunkt. Denn es ist sonst der globale Norden, der in den Giardini den Ton angibt, so wie in der gesamten Kunstwelt. Genau dem möchte Pedrosa mit seiner Biennale entgegenwirken und legt sein Hauptaugenmerk auf Künstler:innen, die selbst Ausländer, Immigranten, Expatriates, Diaspora, Emigranten, Exilanten oder Flüchtlinge sind - insbesondere auf solche, die sich zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden bewegt haben. Schon vor der Eröffnung sorgen Thema wie Teilnehmer für Kontroversen. Ihre Konflikte bringen die Nationen mit. Als besonders brennend wahrgenommen wird der Krieg im Nahen Osten, der auch die Kunstwelt spaltet. Gegen eine Teilnahme des jüdischen Staates an der Kunstbiennale macht sich die Art Not Genocide-Allianz seit Mitte Februar stark und fordert den Ausschluss Israels. Russland nimmt seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine nicht teil an der internationalen Kunstschau. Neu ist jedoch, dass Putins Reich seinen Pavillon in diesem Jahr kostenlos an Bolivien abtritt. Eines der wenigen südamerikanischen Länder, das zu den ärmsten und strukturschwächsten des Kontinents zählt, war bisher noch nie in Venedig vertreten. Doch die Kunstwelt vermutet weniger die große Geste dahinter, sondern einen geopolitischen Kampf um Ressourcen. Denn Russland versucht, wie auch andere Weltmächte, Zugang zu Boliviens umfangreichen Lithiumreserven zu bekommen - ein wichtiger Rohstoff für Schlüsseltechnologien. Fast 90 Länder-Pavillons widmen sich dem Generalthema der Biennale. Österreich wird durch Anna Jermolaewa vertreten, die 1989 als politische Oppositionelle aus der UdSSR fliehen musste, von dort nach Österreich kam und hier seitdem als Künstlerin tätig ist. Sie befasst sich in ihrer Arbeit mit Tschaikowskys Ballett Schwanensee - in Russland ein Mittel, eine Chiffre, um stillen Widerstand zu üben und sich ohne Worte gegen das dort herrschende Regime aufzulehnen. Verlangt die Zeit nach Zeichen des politischen Widerstands und des Zusammenhalts, sei es als getanzte Dissidenz auf der Ballettbühne? Was bedeutet das titelgebende Fremde für eine Gesellschaft? Wird damit jeglicher Nationalismus entkräftet? Martin Luther Kings Traum - 60 Jahre Verbot der Rassentrennung Am 28. August 1963 fordern 250.000 Menschen beim Marsch auf Washington Chancengleichheit, Arbeit und Freiheit. Die Bürgerrechts-Ikone Martin Luther King hält dort mit I have a dream... seine wohl berühmteste Rede, die via TV und Radio nicht nur in den USA, sondern auch nach Europa übertragen wird. Darin setzt sich King für ein Ende der rassistischen Diskriminierung des afroamerikanischen Volkes ein - und hat damit Erfolg. 1964 verabschiedet Präsident Lyndon B. Johnson mit dem Civil Rights Act eines der wichtigsten amerikanischen Bürgergesetze, das die Rassentrennung in öffentliche Einrichtungen aufhebt. Doch der Traum Martin Luther Kings von vollständiger Gleichberechtigung ist noch immer nicht erfüllt. Die Geschichte des Rassismus und der Bürgerrechtsbewegung in den USA ist eine offene Wunde. Der Kampf für Gleichberechtigung dauert bereits lange - doch aktuelle Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze zeigen, dass kein Ende absehbar ist. Der US-amerikanische Journalist und Autor Jonathan Eig wagt in seiner gefeierten Biografie über den bekanntesten Vordenker und Anführer der Bürgerrechtsbewegung, die jetzt auf Deutsch erscheint, einen ganz neuen Blick: Auf Kings Erfolge und den Druck, der auf ihm lastete. Erst kürzlich freigegebene FBI-Dokumente belegen, wie stark Rassismus die US-Regierung in ihrem Versuch angeleitet hat, ihn mundtot zu machen.