Unterwegs mit rumänischen Wanderarbeitern
Dokumentation, Deutschland 2025True

Jedes Jahr im Frühling füllen sich in kleinen rumänischen Dörfern die Kleinbusse an Parkplätzen großer Supermarktketten, an Tankstellen. Sie sammeln Menschen ein, holen Pakete ab. Fahren über 1000 Kilometer, häufig über 24 Stunden lang, nach Deutschland. Lassen die Menschen in der Dämmerung des neuen Tages aussteigen, in kleinen deutschen Städten, an Baustellen, Bauernhöfen. Schätzungen zufolge arbeiten allein auf deutschen Feldern pro Jahr ca. 182.000 Menschen aus Rumänien.
Was erwartet die Menschen, die als Arbeitskräfte im Niedriglohnsektor in Deutschland ankommen? Die NDR Story gibt den Menschen, die sich Jahr für Jahr auch nach Norddeutschland aufmachen, eine Stimme und beleuchtet die oft prekären Lebensbedingungen an ihren deutschen Arbeitsstätten - aber auch die Leere, die sie zu Hause in Rumänien hinterlassen. Auf dem Feld, im Schlachthof, in der Großküche oder der Hotelwäscherei bleiben sie für die deutsche Gesellschaft oft unsichtbar. Es ist einer der größten Arbeiterströme Europas.
Manche von ihnen haben ihre Arbeit in Facebook-Gruppen gefunden, haben noch keinen Vertrag und werden wohl auch keinen für ihre Jobs bekommen. Schätzungen zufolge arbeitet jeder fünfte Rumäne, jede fünfte Rumänin im arbeitsfähigen Alter im Ausland. Manche sind ausgewandert. 2024 war Rumänien nach der Ukraine der häufigste Herkunftsstaat von Zuwanderern nach Deutschland, andere kommen bloß für die Saison und fahren am Ende des Jahres wieder zurück in die Heimat.
Bei den Männern ist Deutschland das beliebteste Ziel. Sie ernten dort Obst und Gemüse, bauen Häuser und reinigen die Ferienwohnungen auf norddeutschen Inseln. Sie werden oft ausgenutzt, ihre Pässe eingezogen, Absprachen aufgekündigt. Einige werden genötigt, unter Druck gesetzt oder in verschimmelten Acht-Bett-Zimmern untergebracht. Die Unterbringung in einem Container mit bis zu sechs Personen kann da schon mal 600 Euro pro Monat kosten. Wir sind die Sklaven Europas, sagt Stefan.