(Mahlzeit DDR)
Kali, Pfeffi, Blauer Würger
Staffel 1: Episode 4
Dokureihe, Deutschland 2004True
Wenn in der DDR immer etwas fehlte, eines gab es ständig: Alkohol. Natürlich mangelte es dabei an edlen Tropfen, aber die einfachen Schnäpse füllten manche Lücken in den Regalen. Und es fehlt nicht an Kosenamen für die hochprozentigen Getränke: Blauer Würger, Kali, Pfeffi . Obwohl die DDR sich als nüchterne Republik verstand, stieg der Alkoholverbrauch in den 60er Jahren so alarmierend, dass in den Berichten der Partei gesundheitsgefährdende Ausmaße befürchtet wurden. Der Staat versuchte, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Am 1. Februar 1971 reagierte der DDR-Ministerrat mit einer saftigen Preissteigerung für harte Getränke. Der Absatz von Wein und Bier stieg jedoch nur kurzzeitig. Nicht jedem schmeckte der heimische Gerstensaft. Schon 1957 hatte ein Großversuch mit Gerstenflocken das Ende des Deutschen Reinheitsgebots für manche Biere in der DDR besiegelt. Aus Gründen der Sparsamkeit durfte Malz durch Gerstenflocken, Reis- und Maisgrieß sowie Zucker ersetzt werden. Vielen Bieren sah man diese Sparsamkeit auch an, sie waren trübe. Trugen die bekannten Biersorten den Zusatz Export - so war das leider meist sehr wörtlich zu nehmen. Radeberger und Wernesgrüner fand man in den beliebten Kaufhallen fast nie, wurden zu einer eigenen Währung im Besorgen von Mangelwaren. Die Aktion Weihnachtsteller sorgte so für Wein und Sekt aus Spanien, Frankreich oder Westdeutschland. Da die DDR sich sonst aber kaum auf dem internationalen Spirituosenmarkt bedienen konnte, musste die einheimische Industrie den internationalen Getränkemoden folgen. Immer neue Destillate bereicherten die ostdeutschen Getränkelisten. Klassische Spirituosen wie Kristall-Wodka oder Nordhäuser Doppelkorn - die die Wende überdauerten - und exotisches wie Sambalita und Sabrina Tropic warben um die Gunst des Verbrauchers. Der Film erzählt ein interessantes und unterhaltsames Stück ostdeutscher Wirtschaftsgeschichte mit einem Augenzwinkern.