Reportage, Deutschland 2025True
Bosch und Continental, Schaeffler und ZF, ThyssenKrupp und BASF, VW und Ford - überall in Deutschland wollen große Unternehmen tausende von Arbeitsplätzen abbauen. Davon betroffen sind auch Sylvia und ihr Mann Thomas Grunert. Lange Zeit hatten sie gut bezahlte Jobs in der Entwicklungsabteilung bei Ford in Köln. Doch die steht nun zur Disposition - Ford will 2.900 Stellen innerhalb von zwei Jahren abbauen. Denn die hochpreisigen Elektro-SUVs verkaufen sich schlecht, für die Ford sein Werk für über zwei Milliarden umgebaut und die Produktion von Kleinwagen eingestellt hat. Die Grunerts finden, dass die Geschäftsleitung auf falsche Modelle setzt. Sie haben Angst, ihren Job zu verlieren. Ford ist kein Einzelfall. Die Absatzkrise ist auch beim Mittelstand angekommen, wie beim Traditionsbetrieb Kämper in Südwestfalen - der viertgrößten Wirtschaftsregion Deutschlands. Noch nie in seiner 136-jährigen Geschichte hat sich der Hersteller von Spezialverbindungen aus Draht in einer so schwierigen Situation befunden, sagt Juniorchef Yanik Müchler, denn 60 Prozent der Produktion gehen auch bei ihm in die Autoindustrie: Es muss sich grundlegend etwas ändern. Für ihn stimmen die Rahmenbedingungen einfach nicht mehr: die Energiekosten, die Bürokratie, die marode Infrastruktur. Kämper liegt im Einzugsbereich der wegen Einsturzgefahr abgerissenen Autobahnbrücke auf der A 45. Personalabbau wollen sie unbedingt vermeiden: Wir sind ein Familienunternehmen und können doch nicht einfach unsere Leute entlassen! In Deutschlands Schlüsselindustrien herrscht derzeit Krisenstimmung. Ob Autoindustrie, Stahlhersteller, Chemieunternehmen oder die Zulieferbranche: Überall drohen Stellenabbau, Sparprogramme, Werksschließungen. In Summe stehen in den kommenden Jahren über 100.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Viele Menschen haben Angst, dass ihre Jobs vielleicht auch darunter sind. Ohnehin ist alles teurer geworden.