Reportage, Deutschland 2025True
Heike und Claude hatten sich nach einem Besuch auf der Kinderwunsch-Messe Wish for a Baby für eine Agentur entschieden, die Leihmutterschaft in Argentinien anbietet. Das deutsche Paar, das zu diesem Zeitpunkt schon über 50 Jahre alt war, zahlte umgerechnet fast 50.000 Euro. Zum Vergleich: In den USA, wo Leihmutterschaft in einigen Bundesstaaten streng geregelt ist, kostet ein Kind aus Leihmutterschaft etwa viermal so viel. Obwohl Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, dürfen Agenturen hier über die Möglichkeiten im Ausland informieren. Wenn dann Kinder in anderen Ländern zur Welt kommen, erkennen deutsche Behörden sie in der Praxis unter bestimmten Voraussetzungen an. Nach Recherchen von team.recherche bieten einige Agenturen Wunscheltern jedoch auch Möglichkeiten an, die rechtliche Graubereiche ausnutzen oder offenbar illegal sind. Auch im Fall von Ruby verstießen die beteiligten Agenturen offenbar gegen geltendes Recht, wie Recherchen des NDR nun zeigen. Rubys Leihmutter Alejandra M. gibt im Interview mit team.recherche an, dass sie 10.000 Dollar, umgerechnet etwa 8.600 Euro, in bar bekommen habe. Dabei ist in Argentinien Leihmutterschaft gegen Bezahlung laut Staatsanwaltschaft verboten. Man habe ihr am Handy Anweisungen gegeben, dass sie auf die Straße kommen und in ein Auto steigen solle, um die Bezahlung zu erhalten. Die Entscheidung für die Leihmutterschaft habe sie aus finanzieller Not getroffen, erklärt die alleinerziehende Mutter: Ich war in einer schwierigen Situation. Ich brauchte Geld, sagt Alejandra M. Die Staatsanwaltschaft geht von einem weit verzweigten Netzwerk aus, in dem Agenturen, Kliniken, Rechtsanwälte und Notare zum Nachteil der Leihmütter agierten. Die Behörden vermuten, dass Argentinien ein neuer Hotspot für das internationale Leihmuttergeschäft werden sollte.