Verschwörung/Vermessung/Verwandlung
Kulturmagazin, Österreich 2023
Moderation: Clarissa Stadler - Peter Schneeberger
Gäste: Moritz Eggert - Julia Ebner
Der charismatische Monsieur Picasso - Die Schweizer Kunstsammlerin Angela Rosengart
Im Netz der Querdenker - Moritz Eggert & seine Verschwörungs-Operette
Eine radikalisierte Gesellschaft - Julia Ebners neues Buch
Weibliche Revolution - Frauenrechte im Mittleren Osten
Nackte Meister - Georg-Baselitz-Schau im KHM
Toughe Frau - Auf den Spuren von Anna Neumann
Der charismatische Monsieur Picasso - Die Schweizer Kunstsammlerin Angela Rosengart: Frauen waren sein Lebensthema, in seiner Kunst vergötterte und demontierte er sie, sie boten ihm die perfekte Projektionsfläche. Unablässig suchte Pablo Picasso nach Erneuerung, die Zahl seiner Stile deckt sich einigermaßen mit jener seiner wichtigsten Frauenbeziehungen. Da war Jacqueline, die Schwarzhaarige mit den großen dunklen Augen. Von ihr hat er in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens Tausende Bilder gemalt. In allen erdenklichen Variationen, in unermüdlicher Produktivität. Seine erste Muse war la belle Fernande. Sie trat in sein Pariser Bohémien-Leben, als Picasso gerade seine Rosa Periode zelebrierte. Oder die grazile Olga, eine Ballerina, deren Porträts ein Anflug von Melancholie umwehen. Mindestens neun Frauen haben als Geliebte, Ehefrauen oder Affären in der Kunst Picassos ihren Widerschein hinterlassen. Die Galeristen-Tochter war sein Schweizer Modell: Angela Rosengart , geboren 1932, saß sie dem Maler wieder und wieder Modell. Angela Rosengart, 1,65 Meter groß, zierliche Gestalt und federleicht, ist heute das Schwergewicht der Luzerner Kunstszene. Hat sie doch ihre private Kunstsammlung in einem Museum öffentlich gemacht. Als Tochter des Galeristen Siegfried Rosengart lernte sie in jungen Jahren Pablo Picasso, Marc Chagall und Henri Matisse kennen. Jahrelang hat sie in ihrem Wohnzimmer unter einem riesigen Picasso-Gemälde gesessen, weil das damals niemand haben wollte. Fünf Mal hat der berühmte spanische Maler sie gezeichnet und Pour Angela Rosengart schrieb er schwungvoll unter die Blätter. Sie sind die wohl persönlichsten Kunstwerke in der Sammlung. Anlässlich des 50. Todestags Picassos hat der kulturMontag die betagte, aber immer noch vitale Kunsthändlerin und Museumsleiterin in Luzern besucht und mit ihr über ihren Lieblingsmaler Picasso und ihre Leidenschaft für die Kunst gesprochen. Im Netz der Querdenker - Moritz Eggert & seine Verschwörungs-Operette: Reptiloide Wesen, die Regierungen unterwandern, Genexperimente mit Menschen veranstalten, Kinder missbrauchen und satanische Feste feiern, Chemtrails, die Gifte versprühen und dazu dienen die Menschheit zu verblöden und Pizzagate, ein gut getarnter Pornoring von Hillary Clinton. Dass die Erde in Wahrheit flach wie ein Frisbee sei, liege doch auf der Hand - zumindest bei den Anhängern von Verschwörungserzählungen. Die Mythen rund um Aluhütler, Flatearthler & Co. nimmt der deutsche Komponist Moritz Eggert in seiner Operette Die letzte Verschwörung gehörig aufs Korn. Auftraggeberin dieser skurrilen Idee ist Volksopernintendantin Lotte de Beer, die die Geschichte rund um einen erfolgreichen Talkshowmoderator gleich selbst inszeniert. Eggert lässt seinen Protagonisten, der einem Flatearthler begegnet immer tiefer in die Welt der Verschwörungen eintauchen bis er selbst an der Wirklichkeit zu zweifeln beginnt. Eggert schreibt unverwässerte Musik für ein vielfältiges Publikum, hat mit dem Pop-Duo 2raumwohnung gearbeitet und eine Partitur der Nutzungsbedingungen von Google geschrieben. 2006 komponierte er anlässlich der WM ein Fußball-Oratorium und 2008 Am Ball - Ein Fußballett für die Eröffnung des Wiener Opernballs. Für die Komische Oper Berlin schrieb er die Oper M - eine Stadt sucht einen Mörder, mit der er Kritik und Publikum begeistert hat. Seit 2010 ist er zudem Professor für Komposition an der Münchener Hochschule für Musik und Theater und seit 2020 Präsident des Deutschen Komponistenverbandes. Ob unterirdische Reptilienwesen, Außerirdische, künstliche Intelligenzen, simulierte Welten und sogar Pizzen aus Menschenfleisch - alles ist wahr, sagt Moritz Eggert und vergleicht seine Operette mit einem Film von David Lynch. Ein brandaktuelles Thema, eine burleske und schrille Handlung, ein parodistischer Ritt durch die Abgründe heutiger Verschwörungsmythen. Der kulturMontag berichtet von der Premiere und Moritz Eggert ist live zu Gast im Studio.
